26.05.2009
Faire Milchpreise jetzt!

„Die Milchpreise im Deutschland sind auf einem historischen Tiefstand und einem Drittel der bäuerlichen Betriebe droht das Aus noch innerhalb der nächsten zwölf Monate. Damit werden nicht nur einige unrentable Betriebe verschwinden - wie uns der Bauernverband glauben machen will - sondern es wird eine gesamte Branche vernichtet. Das bedeutet für den ländlichen Raum alleine in Hessen den Verlust von ca. 2500 Arbeitsplätzen und eine drastische Veränderung der Kulturlandschaft und der Umwelt“ argumentierte der Landtagsabgeordnete und grüner Kandidat für das Europaparlament Martin Häusling beim Milchfrühschoppen am vergangenen Sonntag.
Eingeladen dazu hatte der Kreisvorsitzende des Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter (BDM), Günther Koch, gemeinsam mit dem Kreisverband von Bündnis 90/Die Grünen Schwalm-Eder. Rund 50 Interessierte kamen auf den Koch’schen Bauernhof nach Homberg, verfolgten bei schönstem Sommerwetter die Ausführungen und beteiligten sich aktiv an den Diskussionen.
Zunächst ging Koch auf die aktuelle Milchpreisentwicklung und die Auswirkungen auf die bäuerlichen Strukturen ein. „Bei diesem Preisverfall kann man nicht kostendeckend produzieren geschweige denn existieren und eine Familie ernähren“, so Koch. Er zeigte sich enttäuscht über die bisherige Politik des Bauernverbands, der im Kern immer noch das Postulat „Wachse oder Weiche“ vertrete und in Weltmarktdimensionen denke. Das helfe den vielen Klein- und Mittelbetrieben hier und anderswo überhaupt nicht. Deshalb strebe der BDM als unabhängiger Milch-Verband unter anderem einen europaweiten Ansatz an, der eine enge Zusammenarbeit zwischen den vielen Milchviehhaltern und der Molkereiwirtschaft vorsieht und zum Beispiel mit einem freiwilligen Lieferverzicht gegen Entschädigung einen Lösungsweg aufzeigt.
Häusling unterstützt die Forderungen des BDMs, die im Europäischen Milk Board koordiniert und verstärkt werden und zum Ziel haben, einen höheren Milchpreis nachhaltig zu sichern. Man brauche Eingriffe in den Markt, um das Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage wieder herzustellen. Und hier müsse man mit der 20%-Lüge aufräumen, die von der Regierungspolitik und den Einflüsterern des Bauernverbands stoisch verbreitet wird. Es reiche nämlich völlig aus, wenn man die Milchmenge bundesweit um etwa fünf Prozent reduziere, damit die Milchpreise wieder ins Lot kämen.
Auf europäischer Ebene seien nationale Alleingänge, wie die Forderung nach einer Reduzierung der Steuer auf Agrardiesel, kontraproduktiv. Da nur ein Viertel aller landwirtschaftlichen Betriebe Milch erzeugen, würden nur die Ackerbaubetriebe von der Steuerreduzierung profitieren. Für die Milchbetriebe wäre das nur ein Tropfen auf den heißen Stein und keine zufriedenstellende Lösung. Auch müsse Transparenz hergestellt und offen gelegt werden, wer welche Subventionen erhalte, erst dann sollten entsprechende Strukturmaßnahmen gezielt angegangen werden.
Auf die besorgten Fragen mehrerer Zuhörer, was man denn unmittelbar tun könne, antwortete Häusling, dass er nichts versprechen könne, er sich aber für eine kurzfristige Aufstockung der Mittel für benachteiligte Regionen und der Milchbauern einsetzen werde. Zudem machte er den Milchbauern Mut selbstbewusster gegenüber der Politik und den Verbandsvertretern aufzutreten. Man könne sich ruhig in einem Atemzug mit den Opel-Beschäftigten ins Gespräch bringen. Hier und da gehe es um Tausende von Arbeitsplätzen.
Weiter wurde in der Diskussion angemerkt, dass die Konsumenten die aktuell billigen Preise für Milchprodukte nicht nur positiv sehen. Sie hätten durchaus Verständnis für die Situation der Milchbauern und seien auch bereit, für gute und regional erzeugte Ware einen anständigen Preis zu bezahlen.
Abschließend machte Häusling klar, was die GRÜNEN wollen: Nämlich Bauernhöfe statt Agrarfabriken, Milch von Milchbauern statt Analogkäse aus Pflanzenöl, faire Preise statt Aldi-Dumping und eine Marktregulierung statt Exportförderung.
zurück